
WHO-Chef Tedros: Verabschiedung von Pandemie-Abkommen wird "historischer Moment"

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihre Mitgliedstaaten aufgefordert, in dieser Woche das seit Jahren verhandelte Pandemie-Abkommen zu verabschieden. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte am Montag zum Auftakt der Weltgesundheitsversammlung in Genf, bei den Beratungen würden sich die Delegierten aus mehr als 190 Ländern mit dem Abkommen zur Bekämpfung künftiger weltweiter Seuchen "befassen und es hoffentlich verabschieden". "Dies ist wirklich ein historischer Moment", sagte der WHO-Chef.
Die äußerst zähen Verhandlungen hatten mehr als drei Jahre gedauert. Ende April einigten sich die Unterhändler auf einen Vertragstext. Die Weltgesundheitsversammlung, das höchste Entscheidungsorgan der WHO, soll die Vereinbarung nun voraussichtlich am Dienstag beschließen.
Trotz einer "Krise und erheblicher Widerstände haben Sie unermüdlich gearbeitet, nie aufgegeben und Ihr Ziel erreicht", bedankte sich Tedros am Montag bei den Verhandlern. Der hart erkämpfte Kompromiss habe "Freude, Triumph, Erleichterung und Erschöpfung" ausgelöst, sagte der WHO-Chef. Nun freue er sich auf die Verabschiedung durch die Weltgesundheitsversammlung.
Kern des Abkommens ist der schnelle Austausch über neue Krankheitserreger zwischen Staaten und Pharma-Unternehmen, um die schnelle Entwicklung von Gegenmitteln zu ermöglichen. Für die konkrete technische Umsetzung soll eine zwischenstaatliche Arbeitsgruppe eingesetzt werden, deren erste Sitzung für Mitte Juli geplant ist.
Wenn deren Ergebnisse voraussichtlich bei der nächsten Weltgesundheitsversammlung im Mai 2026 ebenfalls abgesegnet werden, kann die Ratifizierung des Pandemie-Abkommens beginnen. Damit es in Kraft treten kann, muss es von 60 Mitgliedstaaten ratifiziert worden sein.
Die USA waren an der Verhandlung der letzten Details des Pandemie-Abkommens nicht mehr beteiligt. US-Präsident Donald Trump hatte direkt nach seinem Amtsantritt im Januar den Austritt seines Landes aus der WHO verfügt. Damit verlor die UN-Sonderorganisation ihren traditionell größten Geldgeber. Ihre Beiträge für 2024 und 2025 haben die USA schon nicht mehr bezahlt. Auch die US-Hilfen für andere Gesundheitsprojekte in aller Welt hat Trumps Regierung fast vollständig gestrichen.
Die Haushaltslücke bei der WHO soll durch Personalabbau, die Kürzung von Projekten sowie eine Anhebung der Pflichtbeiträge der Mitgliedstaaten ausgeglichen werden. Die Bundesregierung sagte der WHO schon am Sonntag weitere zehn Millionen Euro zu. Damit unterstütze Deutschland die eingeleiteten Reformen, die nach dem Rückzug der USA aus der WHO erforderlich würden, erklärte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) nach einem Treffen mit Tedros in Genf.
L.Shin--SG