
Forderungen nach besserer Abwehr nach Drohnensichtungen am Flughafen München

Nach Drohnensichtungen am Flughafen München fordert Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) mehr Geld für die Drohnenabwehr. "Wir brauchen jetzt mehr Finanzierung, Förderung und Forschung", erklärte Dobrindt am Freitag. Wer die mutmaßlichen Drohnen steuerte und ob es eine oder mehrere waren, war am Freitagnachmittag weiter unklar.
Am zweitgrößten deutschen Flughafen war der Betrieb am Donnerstagabend erst eingeschränkt und dann eingestellt worden, weil Drohnen im Umfeld und über dem Flughafen gesichtet worden waren. Seit 05.00 Uhr am Freitagmorgen lief der Flugbetrieb nach Angaben des Airports wieder regulär.
Ein Sprecher der Bundespolizei sagte der Nachrichtenagentur AFP am frühen Freitagmorgen, trotz "umfangreicher Fahndungsmaßnahmen" habe kein Verursacher identifiziert werden können. Das Gelände sei aus der Luft abgesucht worden, es habe jedoch nichts festgestellt werden können. Die Drohnenart war zunächst nicht bekannt. Nach Angaben der Bundespolizei war dies auch am Freitagnachmittag noch der Stand der Ermittlungen.
Zuletzt hatten zahlreiche Überflüge von Drohnen unbekannter Herkunft über dänischen Flughäfen und Militäreinrichtungen für Aufsehen gesorgt. Auch über Schleswig-Holstein wurden vergangene Woche mutmaßliche Drohnen gesichtet, auch über kritischer Infrastruktur und militärischen Einrichtungen.
Dobrindt sprach vor einigen Tagen von einer gestiegenen Gefahr für die Sicherheit in Deutschland und kündigte den Aufbau eines neuen Drohnenabwehrzentrums an. Zur Bekämpfung der Drohnen soll nach seinen Plänen bald auch die Bundeswehr eingesetzt werden dürfen.
Nun erklärte er, die Drohnensichtungen über München seien "ein weiterer Weckruf". Der Wettlauf "zwischen Drohnen-Bedrohung und Drohnen-Abwehr wird immer härter". Es brauche "mehr Finanzierung, Förderung und Forschung – national und auf europäischer Ebene."
Grünen-Chef Felix Banaszak warf Dobrindt Versäumnisse bei der Drohnenabwehr vor. "Es kann nicht sein, dass es momentan noch nicht einmal ein aktuelles Lagebild zu den bald täglichen Vorfällen mit Drohnen in Deutschland gibt", sagte er der "Rheinischen Post". Dobrindt müsse jetzt "alle Akteure an einen Tisch holen, um endlich klare und pragmatische Lösungen zum Umgang mit Drohnen zu finden und unsere kritische Infrastruktur wirksam zu schützen."
CSU-Chef Markus Söder hatte für Bayern bereits ein eigenes Drohnenabwehrgesetz angekündigt, das er in Abstimmung mit dem Bund plane. Am Dienstag solle es im Ministerrat behandelt werden, sagte er am Freitag der "Bild"-Zeitung. "Ab jetzt muss gelten: abschießen statt abwarten - und zwar konsequent."
Der Flughafenverband ADV zeigte sich besorgt über die Drohnensichtungen in München. "Die Schließung eines internationalen Luftverkehrsdrehkreuzes wegen Drohnensichtungen ist ein sicherheitspolitischer Alarmruf", erklärte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. Er forderte: "Der Staat darf die Flughäfen mit dieser Bedrohung nicht länger allein lassen." Es fehle bislang an "konsequenter Überwachung und Durchsetzung".
Am Donnerstagabend konnten 17 Flüge nicht mehr in München starten, knapp 3000 Passagiere waren nach Angaben des Flughafens betroffen. 15 ankommende Flüge wurden nach Stuttgart, Nürnberg, Wien und Frankfurt umgeleitet. Die Passagiere seien umgebucht worden, die Flüge würden am Freitag nachgeholt, teilte der Flughafen mit.
G.Seong--SG