
Netanjahu-Rivale Gantz schlägt Übergangsregierung zur Rettung der Geiseln vor

Der ehemalige israelische Verteidigungsminister Benny Gantz hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu aufgerufen, mit Vertretern der Opposition eine Übergangsregierung zu bilden, um die Freilassung aller Geiseln aus dem Gazastreifen zu erreichen. Bei einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz schlug Gantz am Samstag eine vorübergehende Koalition unter Ausschluss ultrarechter Parteien vor, um ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln erzielen zu können.
Netanjahus Regierung ist abhängig von der Unterstützung rechtsextremer Koalitionsmitglieder, welche ein Ende des Krieges und jegliche Einigung mit der radikalislamischen Hamas ablehnen, deren Angriff auf Israel im Oktober 2023 den Krieg im Gazastreifen ausgelöst hatte.
"Ich bin hier wegen der Geiseln, die keine Stimme haben. Ich bin hier für die Soldaten, die aufschreien und auf die in dieser Regierung niemand hört", sagte Gantz. "Die Pflicht unseres Staates ist es zuallererst, das Leben von Juden und allen Bürgern zu schützen", fügte er hinzu. Gantz appellierte an die anderen Oppositionsführer Jair Lapid und Avigdor Lieberman, seinen Vorschlag zu prüfen.
Lapid und Lieberman haben bisher ausgeschlossen, sich einer Regierung unter Netanjahu anzuschließen. Gantz, der als größter Rivale des Regierungschefs gilt, hatte nach dem Großangriff der Hamas auf Israel zunächst einem Kriegskabinett angehört.
Netanjahus aktuelle Koalition droht nach dem Ende der parlamentarischen Sommerpause zu zerbrechen. Wegen der geplanten Einberufung ultraorthodoxer Juden in die israelische Armee haben ultraorthodoxe Parteien der Regierung ihre Unterstützung entzogen.
Die Regierung steht innenpolitisch zunehmend unter Druck. Bei Massenprotesten wird für ein Ende des Krieges im Gazastreifen und für eine Freilassung der dort festgehaltenen Geiseln demonstriert. Seit der Ankündigung des israelischen Sicherheitskabinetts, den Einsatz gegen die Hamas im Gazastreifen auszuweiten und die Stadt Gaza einnehmen zu wollen, haben sich die Proteste noch verschärft. Am Samstag demonstrierten erneut tausende Menschen vor dem Verteidigungsministerium in Tel Aviv.
Die Hamas und mit ihr verbündete Kämpfer hatten mit ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 den Krieg im Gazastreifen ausgelöst. Bei dem Angriff wurden nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet, 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer hält die Hamas 49 Geiseln in ihrer Gewalt. Jedoch sind nur 22 von ihnen nach Einschätzung der israelischen Armee noch am Leben.
Auch die sterblichen Überreste eines 2014 getöteten israelischen Soldaten befinden sich in den Händen militanter Palästinenser.
Israel geht seit dem Hamas-Großangriff massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Behörden bislang mehr als 62.600 Menschen getötet. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen, werden von der UNO aber als realistisch eingestuft.
P.Yeo--SG