
USA: Facebook-Chef Zuckerberg verteidigt Umgang mit Trump

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat seine Entscheidung verteidigt, umstrittene Botschaften von US-Präsident Donald Trump auf der Online-Plattform unkommentiert stehen zu lassen. Bei einer Videokonferenz mit Facebook-Mitarbeitern verwies Zuckerberg Medienberichten zufolge auf die Meinungsfreiheit und das öffentliche Informationsinteresse. Gleichwohl sagte Zuckerberg laut der "New York Times", er habe ein Telefonat mit Trump geführt und darin bekräftigt, dass er eine Facebook-Nachricht des Präsidenten als "aufstachelnd und schädlich" empfunden habe.
Der Facebook-Chef bezog sich dabei auf eine Botschaft Trumps in den Online-Netzwerken über die Proteste nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd. Der Präsident schrieb darin: "Wenn die Plünderungen losgehen, geht auch das Schießen los".
Die Äußerung, die von einem als rassistisch kritisierten Polizeichef von Miami in den 60er Jahren stammt, wurde von vielen als Aufruf zu einem gewaltsamen Polizeivorgehen gegen Protestierende kritisiert. Trump beteuerte später, es habe sich nicht um eine Drohung, sondern um eine Tatsachenbeschreibung gehandelt.
Der Onlinedienst Twitter versteckte Trumps Tweet wegen "Gewaltverherrlichung" hinter einem Warnhinweis. Facebook schritt dagegen bei einem gleichlautenden Post nicht ein. Das führte zu scharfen Protesten von Mitarbeitern des Konzerns, von denen einige sogar kündigten, und von Bürgerrechtsorganisationen.
Zuckerberg sprach in der Videokonferenz vom Dienstag, der laut der Technologie-Internetseite "Recode" rund 25.000 Facebook-Mitarbeiter beiwohnten, von einer "harten Entscheidung". "Ich wusste, dass es um viel geht, und ich wusste, dass viele Menschen verärgert sein würden", wenn die Botschaft auf der Plattform gelassen werde, sagte der Unternehmer laut "Recode". Er kündigte laut der Nachrichtenagentur Bloomberg aber an, Möglichkeiten zu prüfen, solche Botschaften künftig zu markieren.
Kritiker werfen Trump vor, in den Online-Netzwerken regelmäßig falsche, irreführende oder anstachelnde Botschaften zu verbreiten. Twitter kennzeichnete kürzlich erstmals zwei Tweets des Präsidenten als irreführend, bevor es den "Plünderungen"-Tweet hinter einem Warnhinweis verbarg.
Facebook fährt einen anderen Kurs als Twitter und greift nicht in Posts von Politikern ein. Zuckerberg argumentiert mit der Meinungsfreiheit: Es sei nicht Aufgabe der Online-Plattformen, sich in Botschaften von Politikern einzumischen. (F. Burkhard--BTZ)