
Indigene in Kolumbien demonstrieren gegen Gewalt in ihrem Heimatgebiet

Hunderte Indigene haben im Nordosten Kolumbiens gegen die Kämpfe zwischen bewaffneten Gruppen in ihrem Heimatgebiet demonstriert. Die Protestierenden vom Volk der Motilón-Barí gingen am Dienstag in traditioneller Kleidung und Schmuck in der Großstadt Cúcuta auf die Straße. Manche der Demonstrierenden waren auch nackt. Einige von ihnen trugen Speere und Blasrohre, auf Schildern stand: "Tötet uns nicht."
Der Protest richtete sich gegen die in dem Gebiet Catatumbo an der Grenze zu Venezuela tobenden Kämpfe zwischen rivalisierenden Guerillagruppen. Die Gefechte haben nach Angaben des Menschenrechtsbeauftragten der Regierung mehr als 73.000 Menschen in die Flucht getrieben. Die Demonstrierenden gehörten zu diesen Flüchtlingen.
Sein Volk sei "müde" von der Gewalt, sagte der Motilón-Barí-Vertreter Juan Titira. "Der Krieg hat uns in der Region Catatumbo hart getroffen", sagte auch Alexander Dora, ein weiterer Vertreter der Indigenen. Die Protestierenden forderten ein Treffen mit Präsident Gustavo Petro und dessen Regierung. Ansonsten würden sie Cúcuta nicht verlassen, sagten sie.
In dem bergigen und dicht bewaldeten Gebiet Catatumbo waren zu Jahresbeginn Kämpfe zwischen der linksgerichteten Guerillagruppe ELN und rivalisierenden Splittergruppen der früheren Rebellenorganisation Farc ausgebrochen. Die ELN versucht, die Kontrolle über einen Großteil des Grenzgebiets zu übernehmen. Catatumbo ist eines der weltweit größten Anbaugebiete der Coca-Pflanze, aus der Kokain hergestellt wird.
Kolumbien leidet seit sechs Jahrzehnten unter bewaffneten Konflikten. 2016 hatte zwar die mit Abstand größte Guerillaorganisation Farc ein Friedensabkommen mit der damaligen Regierung unterzeichnet. Mehrere Splittergruppen der mittlerweile aufgelösten Farc lehnten den Friedensschluss aber ab. Die ELN war an dem damaligen Friedensabkommen nicht beteiligt.
Petro hatte bei seinem Amtsantritt im Jahr 2022 erklärt, Frieden mit den verbliebenen bewaffneten Rebellen schließen zu wollen - was ihm bislang nicht gelang. Die Gespräche der Regierung mit der ELN liegen wegen der Kämpfe in Catatumbo auf Eis. Die Regierung hat rund 25.000 Soldaten in das Grenzgebiet entsandt.
B.Lee--SG