
Verteilzentren für Hilfsgüter im Gazastreifen nach tödlichen Schüssen geschlossen

Nach den tödlichen Schüssen in der Nähe von Hilfszentren im Gazastreifen hat die umstrittene GHF-Stiftung ihre Verteilung von Hilfsgütern am Mittwoch gestoppt. Wegen "Renovierung, Reorganisation und Arbeiten zur Effizienzsteigerung" würden die Verteilzentren bis Donnerstag geschlossen bleiben, teilte die von den USA und Israel unterstützte Stiftung mit. Die israelische Armee stufte die Straßen zu den Verteilzentren als "Kampfzonen" ein und warnte alle Palästinenser davor, sich den Hilfsgüter-Zentren zu nähern.
Nach der wochenlangen Blockade von Hilfslieferungen durch Israel hatte die neue Hilfsstiftung seit rund einer Woche versucht, Lebensmittel und Medikamente im Gazastreifen zu verteilen. Dabei kam es zu chaotischen Szenen, tausende Menschen versuchten, die Einrichtungen zu stürmen. In der Nähe der Zentren fielen mehrfach Schüsse von israelischen Soldaten, wobei nach Hamas-Angaben dutzende Menschen erschossen worden sein sollen. Die israelische Armee untersucht einen Vorfall, bei dem allein am Dienstag 27 Menschen getötet worden sein sollen.
Die israelische Armee bestätigte die vorübergehende Schließung der GHF-Zentren am Mittwoch. Es sei "verboten, die zu den Verteilzentren führenden Straßen zu befahren, da diese als Kampfzonen gelten", erklärte Armeesprecher Avichay Adraee.
Israel lässt nach einer Blockade von Hilfslieferungen für den Gazastreifen von über zweieinhalb Monaten seit 19. Mai wieder begrenzt Hilfsgüter in den abgeriegelten Küstenstreifen. Die UNO spricht angesichts der notleidenden Bevölkerung in dem Palästinensergebiet aber von einem "Tropfen im Ozean".
Die UNO und große Hilfsorganisationen verweigern die Kooperation mit der GHF-Stiftung, die an ihren Verteilzentren US-Sicherheitsmänner einsetzt. Sie werfen ihr vor, das Vorgehen der israelischen Armee zu flankieren. Israel wiederum wirft UN-Organisationen wie dem Palästinenserhilfswerk UNRWA vor, von der islamistischen Hamas unterwandert zu sein.
Die Hamas wirft Israel vor, am Sonntag durch Beschuss in der Nähe von GHF-Verteilzentren 31 Menschen getötet und 176 weitere verletzt zu haben. Die GHF sprach von "Falschmeldungen", die von der Hamas gestreut worden seien. Die israelische Armee sprach von "Warnschüssen" auf Verdächtige. UN-Generalsekretär António Guterres hatte den Tod von Hilfesuchenden im Gazastreifen als "inakzeptabel" verurteilt, der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk sprach von "Kriegsverbrechen".
Israel steht wegen der kastastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen international verstärkt unter Druck, den Gazakrieg zu beenden, der durch den Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden war. Am Mittwoch wollte sich der UN-Sicherheitsrat in New York erstmals seit Monaten mit einem Resolutionsentwurf für eine "sofortige, bedingungslos und dauerhafte Waffenruhe" und eine Freilassung der israelischen Geiseln im Gazastreifen befassen. Auch die Aufhebung aller Restriktionen durch Israel für die Lieferung von Hilfsgütern wird in dem Text verlangt, der der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. Mehrere Diplomaten erwarteten aber ein Veto der USA bei der Abstimmung am Abend.
Die islamistische Hamas hatte mit ihrem brutalen Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 den Krieg im Gazastreifen ausgelöst. Dabei wurden nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet. 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel seither massiv militärisch in dem Palästinensergebiet vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 54.600 Menschen getötet, die meisten von ihnen Zivilisten.
Bei israelischen Angriffen am Mittwoch im Gazastreifen wurden nach Angaben des Hamas-Zivilschutzes erneut mindestens 16 Menschen getötet. Allein zwölf Menschen seien bei einem Angriff auf ein Zeltlager für Vertriebene ums Leben gekommen.
Y.Wi--SG