
Ukraine-Verhandlungen in Istanbul: Erste Gespräche haben begonnen

Bei den Ukraine-Verhandlungen in Istanbul haben am Freitagvormittag die ersten Gespräche begonnen. US-Außenminister Marco Rubio traf sich mit seinen Kollegen aus der Türkei und der Ukraine und weiteren hochrangigen Diplomaten, wie es aus türkischen Verhandlungskreisen hieß. Vertreter der Ukraine trafen sich mit Verhandlern aus europäischen Staaten, der USA und der Türkei. Später sollte es unter türkischer Vermittlung erstmals seit drei Jahren wieder direkte Gespräche zwischen Vertretern der Ukraine und Russlands geben.
Unter Vermittlung der Türkei und der USA wollen die beiden Kriegsparteien über eine Waffenruhe und eine Friedenslösung verhandeln. Die Gespräche hätten eigentlich bereits am Donnerstag beginnen sollen, waren aber verschoben worden, nachdem Kremlchef Wladimir Putin eine Teilnahme abgelehnt hatte.
Rubio hatte im Vorfeld die Erwartungen an die Verhandlungen gedämpft. Er glaube nicht, dass es einen Durchbruch in den Gesprächen über eine Waffenruhe in der Ukraine geben werde, bis US-Präsident Donald Trump und Kreml-Chef Putin sich von "Angesicht zu Angesicht gegenüber sitzen", sagte Rubio. Er hoffe aber, dass er damit nicht Recht habe.
Der US-Außenminister traf sich am Freitagvormittag nach Angaben aus türkischen Verhandlungskreisen mit seinem türkischen Kollegen Hakan Fidan und dem ukrainischen Außenminister Andrij Sybiha. Auch der US-Sondergesandte Keith Kellogg, der US-Gesandte für die Türkei, Tom Barrack, der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow und der Stabschef des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Andrij Jermak, nahmen demnach teil.
Wie die Nachrichtenagentur AFP aus ukrainischen Verhandlungskreisen erfuhr, kamen Umerow, Sybiha, Jermak und Kellogg am Vormittag zudem mit Sicherheitsvertretern aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen.
Die trilateralen Gespräche zwischen Russland, der Ukraine und der Türkei sollen nach Angaben aus türkischen Verhandlungskreisen am Freitag um 11.30 Uhr MESZ beginnen. Bei dem Treffen soll es laut Plan zu den ersten direkten Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine seit drei Jahren kommen. Alle Gespräche finden im Dolmabahce-Palast im Istanbul statt, wie es weiter aus dem türkischen Außenministerium hieß.
Aus Peking hieß es am Freitag, China hoffe, dass die Gespräche zu einer "fairen, dauerhaften und verbindlichen" Friedensvereinbarung führen, "die für alle Parteien akzeptabel ist". "Wir unterstützen alle Bemühungen um Frieden", sagte der chinesische Außenamtssprecher Lin Jian.
Selenskyj war am Donnerstag vom türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan in Ankara empfangen worden. Der ukrainische Präsident bedauerte die Zusammensetzung der russischen Delegation und erklärte, die Russen würden die Gespräche "leider nicht ernst genug" nehmen. Zuvor hatte Selenskyj erklärt, bei den russischen Vertretern handele es sich um eine "Schein"-Delegation mit unklarem Mandat.
Die russische Delegation, die bereits mit dem türkischen Außenminister Fidan zusammenkam, wird vom Präsidentenberater Wladimir Medinski geleitet. Ihr gehören nach Kreml-Angaben zudem mehrere Vize-Minister an.
Die ukrainische Delegation ist nach den Worten Selenskyjs hingegen "auf höchster Ebene" angesiedelt. Geleitet werde sie von Verteidigungsminister Umerow. "Das Außenministerium, das Präsidialamt, die Armee, unsere Geheimdienste" seien vertreten, "um jegliche Entscheidungen zu treffen, die zu einem gerechten Frieden führen können", sagte Selenskyj.
Die Bemühungen um Friedensgespräche zwischen der Ukraine und Russland hatten zuletzt an Fahrt aufgenommen. Putin hatte am vergangenen Wochenende als Reaktion auf einen europäischen Vorstoß für eine 30-tägige Feuerpause in der Ukraine direkte Verhandlungen mit der ukrainischen Seite ab Donnerstag in Istanbul vorgeschlagen.
Selenskyj hatte daraufhin angeboten, dass er dort direkt mit Putin verhandeln wolle. Er flog am Donnerstag nach Ankara, nachdem er Putin aufgefordert hatte, ebenfalls in die Türkei zu kommen und damit zu beweisen, dass er einen Frieden anstrebe. Putin reagierte darauf nicht.
N.Son--SG