
Autobranche: Gewinnwarnungen 2019 auf neuem Rekordstand

Die Zahl der Gewinn- und Umsatzwarnungen von börsennotierten Unternehmen hat in Deutschland im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. 171 solcher Warnungen im Jahr 2019 bedeuten im Vorjahresvergleich einen Anstieg um 25 Prozent, wie die Beratungsgesellschaft EY am Dienstag mitteilte. Besonders betroffen war die Automobilbranche. Neue Risiken drohen vor allem durch die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie.
EY untersuchte für die Studie die veröffentlichungspflichtigen Korrekturen aller 306 Unternehmen, die im Prime Standard der Frankfurter Börse gelistet sind. Erstmals seit dem Jahr 2014 lag dabei im vergangenen Jahr die Zahl der Unternehmen, die ihre eigenen Ziele verfehlten, höher als die Zahl derer, die sich besser als angekündigt entwickelten. Insgesamt 125 positive Gewinn- oder Umsatzerwartungen wurden veröffentlicht - weniger als im Vorjahr, als noch 137 Mal die Prognosen nach oben korrigiert wurden.
Im DAX, in dem die 30 größten deutschen Unternehmen gelistet sind, ging die Zahl der Warnungen 2019 allerdings von 16 auf elf zurück. In den übrigen Indizes wie im MDAX oder SDAX wurde hingegen deutlich häufiger vor schlechten Zahlen gewarnt als im Vorjahr.
"2019 war ein sehr schwieriges Jahr für viele deutsche Unternehmen", kommentierte Martin Steinbach von EY. "Die Aussichten waren zwar ohnehin nicht übermäßig positiv - tatsächlich entwickelten sich die Geschäfte aber vielfach noch schlechter als erwartet." Die meisten Warnungen kamen im vergangenen Jahr aus der Automobilbranche: Zehn der zwölf börsennotierten Autokonzerne beziehungsweise -zulieferer mussten ihre Prognosen nach unten korrigieren.
Besonders die Jahre 2020 und 2021 stellen nach Einschätzung der Unternehmensberater nun eine erhebliche Herausforderung für die Branche dar. "Das Hochfahren der Elektromobilität kostet die Autokonzerne Milliarden", erklärte Marc Förstemann von EY. "Gleichzeitig führen die Nachwehen der Diesel-Krise zu anhaltenden finanziellen Belastungen."
Der Jahresauftakt auf den internationalen Automobilmärkten verlief nach Einschätzung des Verbands der Automobilindustrie (VDA) bislang aber schwach. In Europa wurden nach Angaben des europäischen Herstellerverbandes Acea im Januar 7,5 Prozent weniger Neuwagen als im Vorjahresmonat zugelassen.
Weitere Risiken für die weltweite Konjunkturentwicklung sehen die EY-Experten indes vor allem durch die Coronavirus-Epidemie in China. Der chinesische Markt sei inzwischen sowohl als Produktionsstandort als auch als Absatzmarkt enorm wichtig. "Die massiven Maßnahmen der chinesischen Behörden zur Eindämmung der Krise bremsen die chinesische Wirtschaft und unterbrechen weltweite Lieferketten", erklärte Steinbach.
"China dürfte damit als Wachstumslokomotive im ersten Quartal ausfallen", ergänzte Förstemann. "Das werden wir auch in Europa zu spüren bekommen."
(F. Dumont--BTZ)